Wenn man einen - sagen wir mal so - etwas dezent wilderen Garten hat, wo vieles wächst und gedeiht und seine Berechtigung hat, erfährt man von vorbeigehenden Besuchern allerlei neue Gschichtln.
Da ich den 15. August aufgrund des schönen Wetters nutzte, um ein bisserl zu graben, hat mich eine besonders liebe Besucherin angesprochen, ob ich leicht " Kräuterbuschen" schneide und zusammenstelle. Mein verdutztes und fragendes Gesicht ließ sie ihre Antwort gleich schön ausführlich ausfallen. Beim nächsten Besucher hatte ich dann schon eine gewisse Ahnung und konnte noch ein bisserl mehr nachbohren. Schließlich war dann das Internet auch noch die letzte hilfreiche Quelle.
Es ist zwar wieder regional ein bisserl unterschiedlich welche Kräuter da gebunden werden müssen, aber im Prinzip ist es ja wurscht. Kräuter wurden auch schon im "Heidentum" immer wieder Göttern geopfert, indem sie verbrannt oder an bestimmte Plätze gestellt wurden. Die Katholiken haben diese Tradition wieder einmal flugs übernommen. Wie es kam, folgt im nächsten Abschnitt.
Maria Himmelfahrt, 15. August
Am 15. August wird in der katholischen Kirche die sogenannte "Assunta" gefeiert. Der lateinische Begriff assumptio bedeutet Aufnahme und wird im speziellen für Marias Aufnahme in den Himmel verwendet. Es wird zwar in diversen Heiligenlexika immer wieder unterschiedlich berichtet, aber meine beste Quelle ist da doch dann mein ganz kleines: Lexikon der biblischen Personen. Mit ihrem Fortleben in Judentum, Christum, Islam, Dichtung, Musik und Kunst., Hrsg. von Martin Bocian, Stuttgart, 1989. Es hat mich schon während meines Studiums begleitet und ist eigentlich nur eine Auflistung von Fakten und kommt ganz ohne Schnickischnacki und Geseidl aus.
Da die vier Evangelien der Bibel nicht viel Drama über das Leben von Maria bieten, waren natürlich die sogenannten Apokryphen (Schriften, die nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen wurden) eine perfekte Quelle. In etwa der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts war bereits die Schrift das "Protevangelium des Jakobus" im Umlauf., das von Marias Lebensgeschichte in Glanz und Gloria berichtet. Im vierten Jahrhundert schildert der Autor Pseudo-Melito erstmals vom Tod und der Himmelfahrt Mariä. Ab da geht es dann mit diversen Übersetzungen, Schriften und Legenden ordentlich dahin. Schließlich ist sie ja die Mutter von Jesus und so für die Christen natürlich eine wichtige Figur.
Justin (2. Jahrhundert) und Ignatius (2. Jahrhundert) haben auch schon sehr früh den Bezug zu Eva (und damit AT) erläutert und besonders die Jungfräulichkeit Marias in den Fokus gestellt. So war es bereits 431 n. Chr. auf dem Konzil von Ephesus so weit, dass Maria einen Stellenwert als "Gottesmutter" bekam. Es gab kein Halten mehr und die Verehrung wuchs und wuchs. Zahlreiche lyrische Ergüsse über das Leben und Leiden Marias waren im Umlauf. Besonders eindrucksvoll finde ich einige der poetischen Bezeichnungen für Maria wie stella maris (Meeresstern), speculum sine maculata (fleckenloser Spiegel), porta coeli (Himmelspforte) oder auch fons signatus (versiegelte Quelle).
Marias Leben und Wirken wurde natürlich in zahlreichen Abbildungen auch den Nicht-Lesenden-Menschen eindrucksvoll geschildert. Bezüglich ihres Ablebens: Es wurde nicht nur der Tod Marias im Kreise der Jünger dargestellt, sondern auch ihre Himmelfahrt und schließlich die Aufnahme durch Gottvater, Christus und die Engeln, die sie dann zur Himmelskönigin krönten. Als Fürbitterin für die Seelen der Auferweckten ist sie dann meist mit Johannes beim Jüngsten Gericht vor dem Weltenrichter Jesus auf Abbildungen zu sehen. Marias Leben bietet also zahlreiche Möglichkeiten Geschichten zu erzählen.
Das Fest der Himmelfahrt Marias wird bereits seit dem 4. Jahrhundert in Syrien und seit dem 5. Jahrhundert in Jerusalem gefeiert (Heiligenlexikon.de). Der oströmische Kaiser Mauritius hatte dieses Fest schließlich gegen Ende des 6. Jahrhunderts auf den 15. August gelegt und deshalb wird in der Orthodoxie bis heute die "Entschlafung Marias" groß gefeiert. Für die Katholiken - mit Rom als Zentrum der Welt - ging es schließlich ab dem 8. Jahrhundert mit diesem Festdatum auch los.
Nach Überlieferungen schwang sich die tote Maria, umgeben mit lichter Aura, gen Himmel empor. und die Apostel sahen staunend zu. Thomas, der ewige Zweifler und Zuspätkommerer, erhielt gschwind während Maria in den Himmel rauschte, ihren Gürtel als Glaubensbeweis zugeworfen oder besser gesagt: Er ist Maria bei ihrem Aufstieg noch in Thomas Arme entglitten und somit war es für diesen Zweifler auch klar, dass alles war ist . Aber Marias Kleider blieben im Sarkophag. Ebenfalls als Bestätigung. Hmmm, ist sie dann nur mit dem Gürtel "bekleidet" in den Himmel aufgefahren? Aber es gibt eh mindestens 8 Gürtel, die als Reliquien irgendwo in einer Kirche verehrt werden. Also, gab es da auch eine wundersame Vermehrung, denn alle sind "echt"? Na, da kann aber etwas nicht ganz stimmen.... Aber besser nicht hinterfragen.
So und jetzt sind wir endlich beim eigentlichen Sinn dieses Beitrages angelangt: Es gibt auch eine Legende, wonach die Apostel das leere Grab Marias vorfanden und es duftete nach Rosen und Kräuter. BINGO und jetzt wissen wir auch, weshalb am 15. August Kräuterbüscherl geweiht werden und sie anschließend zu Hause aufgestellt werden.
7 auf einen Streich
Da sind wir zwar beim falschen Märchen angelangt, denn das ist der Ausspruch des tapferen Schneiderleins, aber auch bei der Kräuterweihe und überhaupt in der katholischen Kirche ist die Zahl 7 das Nonplusultra! Es gibt 7 Schöpfungstage, 7 Schmerzen Mariä, 7 Sakramente.....also ist 7 immer eine gute Zahl! Es gibt aber auch die 7 Todsünden: Superbia (Hochmut), Avaritia (Geiz, Gier), Luxuria (Wolllust), Ira (Zorn), Gula (Völlerei), Invidia (Neid) und die Acedia (Faulheit). Nur zur Info: Diesen sieben Todsünden stehen aber auch die drei göttlichen Tugenden (Fides - Glaube, Caritas - Liebe, Spes - HoffnungI und die vier Kardinalstugenden (virtutes cardinalis): Iustitia (Gerechtigkeit), Temperantia (Mäßigkeit), Fortitudo (Tapferkeit) und Sapientia (Weisheit) gegenüber.
Conclusio: Die 7-Zahl geht immer und überall in der Anwendung!
Ein bisserl was geht aber immer noch
Es dürfen aber auch 9 Kräuter sein (3x3 für die Dreifaltigkeit), oder 12 (Stämme Israels, Anzahl der Apostel), vielleicht sogar 14 (Anzahl der Nothelfer), ein bisserl dicker noch mit 24 (2x Stämme Israels und Apostel und somit Altes und Neues Testament vereinigt) oder auch 99 (33 x 3 für die Dreifaltigkeit), Aber bei 99 ist schon die Frage: Kann man diesen Kräuterbuschen dann überhaupt noch tragen und woher bekommt man 99 verschiedene Kräuter? Kennt irgendwer "normaler" überhaupt so viele? Bitte, da sind "Kräuterhexerl" aber davon ausgenommen, denn die kennen sicher mindestens so viele.
Nachdem der Anzahl der Kräuter keine Grenzen gesetzt sind und es nicht wirklich eine Vorschrift gibt, welche Kräuter drinnen sein MÜSSEN, ist man da jetzt einmal flexibel. Schlecht ist es sicher nicht, wenn man auch eine Rose - als Symbol für Maria - in das Büscherl steckt.
Da ich aber keinen "Herrgottswinkel" zu Hause errichtet habe und leider überall soviel Kunst herumsteht und an den Wänden hängt, konnte ich leider keinen Kräuterbuschen weihen lassen gehen. Ich habe ja gar keinen Platz ihn dann ein Jahr lang irgendwo herumstehen zu lassen. Ohhhh, da habe ich wahrscheinlich eine große Chance verpasst. Aber vielleicht dann im nächsten Jahr......