FEMIZID - Stimme für die Stimmlosen
Organisationsteam: Kurt Waldhütter (kunstschaffen), Daniela Noitz, Gabriele Baumgartner
Femizid
Femizid (‚Frauentötung‘; aus engl. femicide, analog zu engl. homicide ‚Tötung eines Menschen‘ in Anlehnung an lat. femina ‚Frau‘ und lat. caedere ‚töten') ist die Tötung von Menschen weiblichen Geschlechts. Wikipedia, femizid, 3. November 2019
Wir werden täglich mit erschüternden Berichten über das Ermorden von Frauen, unzähligen Opfern häuslicher Gewalt, von Brüdern oder nahestehenden Verwandten verübten "Ehrenmorden", der Abtreibung von weiblichen Föten und das Im-Stich-Lassen von flüchtenden Frauen konfrontiert. Erschreckend sind die internationalen Zahlen darüber - die zwar in abgeschwächter Form - auch in den westlichen Demokratien Thema sind. Diese misshandelten und ermordeten Frauen sind alle ein Opfer zuviel.
In einer Gesellschaft, die vermeintlich die Gleichstellung der Frau nicht nur mit der Einführung des Wahlrechtes vor 100 Jahren, realisieren möchte, werden immer noch veraltete patriarchische Strukturen gelebt und von der Zivilgesellschaft scheinbar toleriert. Frauen, oft in ihren Rechten und Würde beraubt, sollten im 21. Jahrhundert als Selbstverständlichkeit jedem männlichem Menschen ebenbürtig angesehen werden. Dass dem noch immer nicht so ist, beweisen auch in aufgeklärten Demokratien die Verhaltensweisen und Herabwürdigung gegenüber von Frauen.
Ein Aufzeigen dieser Tatsachen und ein Aufrütteln gegenüber diesen unglaublichen Fällen kann gar nicht oft genug erfolgen. Diese Ausstellung soll und will eine Initiative dazu sein, dass Künstlerinnen und Künstler - vielleicht gerade durch einen anderen sensibleren Zugang zum Thema - immer wieder der Gesellschaft in das Gedächtnis rufen, dass diese Entwicklungen und Zustände nicht zu tolerieren sind.
Wir suchen für die Ausstellung und Veranstaltungen Arbeiten von Künstlerinnen und Künstler, die sich dem Thema des Femizid, Unterdrückung und Gewalt an Frauen in Malerei, Zeichnung, Skulptur, Video oder Performance in ihren Arbeiten gewidmet haben.
Daniela Noitz; Femizid – Stimme für die Stimmlosen
Schweigen schützt die Täter und negiert die Opfer. Schweigen über die Gewalt an Frauen nimmt ihnen die letzte Würde. Nur wer laut ist, wird gehört.
Wir wollen nicht länger schweigen, sondern sprechen im Namen derer, die keine Stimme mehr haben, im Namen derer, die keinen Weg zum Ausdruck finden, anzuklagen an Stelle derer, die die Täter nicht mehr zur Rechenschaft ziehen können, die sich vielleicht im Schoß der Familie verstecken, deren Ehre sie gerächt haben, Ehre, durch einen feigen Mord an einer, im rechtlichen Sinne, Unschuldigen.
Femizid ist eines der schrecklichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Willst auch Du Deine Stimme dagegen erheben, für sie, und Position beziehen, dann schick uns Deinen Text. Du hast 10 min Lesezeit.
Setzen wir gemeinsam ein Zeichen – intensiv und eindeutig.
Der Film von Alicia Meier dokumentiert die Eröffnung und die Ausstellung:
Link zu Youtube: https://youtu.be/WFqDG5Ij9ok
Die Eröffnung am 16. September 2020, 18 Uhr
Eröffnende Worte von Kurt Waldhütter (kunstschaffen) und BV Susanne Schaefer-Wiery
anschließend Führung durch die Kuratorin
Tanzperformance von Doris Hintsteiner:
Kurzlesungen im Festsaal
organisiert von Daniela Noitz
Daniela Noitz
Ausstellungsansichten und die einzelnen Arbeiten
Anna Mikl
Unsere heilige Mutter Maria, und ihre 17 Töchter, Installation
Violence against women isn`t cultural, it`s criminal
Mischtechnik, 100 x 70 cm
Diesem Werk handelt es sich um die visuelle Darstellung eines Zitats, der ehemaligen amerikanischen Botschafterin der Vereinten Nationen, Samantha Power.
Es soll zum Nachdenken und Reflektieren über die verharmlosende Berichterstattung von Femiziden anregen.
In der medialen Öffentlichkeit ist oftmals nicht die Rede von Morden, sondern von „Familientragödien“, „Eifersuchtsdramen“ oder „Beziehungstaten“. Auf diese Weise wird verschleiert, dass Femizide vorsätzlich durchgeführte Tötungen sind. Tötungen
von Frauen, die gegen die traditionellen weiblichen Rollenzuschreibungen aufbegehrten.
Die Farbe Weiß steht bei diesem Gemälde für die Trauer um die ermordeten Frauen, gleichzeitig symbolisiert sie aber auch die „Übertünchung“ oder „Verschleierung“ der Tötungen, wie sie in der medialen Berichterstattung praktiziert wird. Die rote Schriftfarbe spiegelt die Gewalt hinter diesen Tötungen wider. Gelb steht hingegen für die Vision, dass Femizide nicht länger als Beziehungstaten verharmlost werden, sondern als das bestraft werden, was sie sind. Morde an Frauen.
Hands, 2019, Gipsbandagen, Stoff, 100 x 100 cm
Gipshände befinden sich auf rotem Stoff – abwehrend, leblos, zerbrochen. Diese Arbeit setzt sich mit Gewalt gegen Frauen* auseinander. Heuer gab es in Österreich bereits 16 Femizide. In Österreich ist jede 5. Frau* von Gewalt betroffen. Die fünf Finger der Hand verweisen auf 1 von 5 Frauen*. Fast jede Frau* ist in ihrem Leben sexueller Belästigung ausgesetzt. Männliche Gewalt gegen Frauen* ist ein strukturelles Problem patriarchaler Gesellschaften. Es braucht dringend Präventionsarbeit und Opferschutz!
Fotos: Petra Paul
Aus der Serie Dialogues, 2018, Foto-Transfer, Bleistift, manual paper-cutting auf Papier, 60 x 80 cm
Can't touch this, 2018
Angela Olbrich
sisterlove
Mischtechnik auf Leinwand
100 x 100 cm
In der Auseinandersetzung mit Solidarität unter Frauen, Rechte für Frauen, Stimme für Frauen, Frauen für Frauen, einer gleichberechtigten, respektvollen Gesellschaft entstanden die Werke „sisterslove I & II“, als Symbol für eine überwindende Kraft der Wertschätzung und des „Für-einander-Einstehens“, des „Nicht-aufeinander-Vergessens“ und der Liebe. Die Liebe impliziert damit auch eine Eigenschaft an sich, die frauenimmanent noch mehr und mit mehr Überzeugung, mehr Selbstverständnis gelebt werden sollte.
Liebe auch, die, wie ich in der Arbeit mit misshandelten Frauen erfahren habe, nicht nur gegenseitige Achtung, Wertschätzung und Respekt, sondern auch die Selbstliebe an sich fordert. Erst mit ihr sind Frauen bereit und es sich selbst wert, sich aus unterdrückenden, gewalttätigen, ungerechten Situationen zu befreien, wenn sie noch die Möglichkeit dazu haben.
Fragen bleiben offen, bezüglich der Täter...wie begegnen wir ihnen aber auch ihren Müttern? Als Menschen, als Frauen? Wieso sind sie so, wie sie sind?
Was hilft uns allen aus der Unterdrückung, aus der Angst, von anderen nicht Ernst, manipuliert,
unterdrückt, gefoltert oder gar getötet zu werden?
Ich meine, dass auch da die Antwort LIEBE sein könnte. Wer sich selbst liebt, braucht keine Angst vor anderen zu haben, kann andere sein lassen, muss niemanden unterdrücken, manipulieren, verletzen oder Schlimmeres. Und wer nicht genug geliebt wurde, kann es lernen. Gesetzliche Strafen schaffen einen wichtigen Rahmen, sind westlich traditionell aber nur eine Symptombekämpfung und keine Ursachenforschung oder gar Behebung. Wie schaffen wir eine Welt, ohne religiöse, politische, kulturelle, gesellschaftliche oder persönliche Zwänge in der Männer, Männer und Frauen, Frauen sein können...in der Besten ihrer Möglichkeiten, sich selbst und einander achtend und liebend?
Diese Vision pflegend, mit jeglichem Gefühl den Verstand ergänzend, sich selbst und andere mit allem annehmend und liebend, Emotionen auch Verletzlichkeit zulassend und damit zeigend, dass dies Ausdruck authentischer Stärke und Ganzheit ist, in einem gelebten Menschsein mit all seiner Vielfalt.
Angela Olbrich
MUTTERLIEBE 2019
C-Print auf Alu-Dibond
60x40cm
Die meisten Gewalttaten und Tötungsdelikte an Frauen und Kindern passieren in den
eigenen 4 Wänden.
Eine Mutter wird sich immer vor ihr Kind stellen und es mit ihrem eigenen Leben gegen den gewalttätigen Partner verteidigen.