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Teil 3 - Lostage & ihre Gschichtln - Darfs ein bisserl was noch sein? Kreuzerhöhungstag

Die Tradition der Lostage in Verbindung mit den Heiligen oder besonderen Glaubenstagen  ist ja schier unglaublich umfangreich. Deshalb hier gleich der Teil 3 und um der Dramatik auch in diesem Beitrag nur annähernd gerecht zu werden, muss natürlich ein Wolkenbild dem Beitrag voranstehen!

Kreuzerhöhungstag, 14. September

 Ist es hell am Kreuzerhöhungstag, so folgt ein strenger Winter nach.

 

Das "Fest der Erhöhung des Heiligen Kreuzes" oder auch ganz einfach "Kreuzerhöhungstag" wird schon seit dem Frühchristentum zelebriert. Zwar in Jerusalem, aber die gesamte römisch-katholische und orthodoxe Glaubensgemeinschaft feiert dieses Fest natürlich mit. Alle Möglichkeiten an das Kreuz Christi zu erinnern, müssen  ja unbedingt in höchstem Ausmaß genutzt werden. Es soll ja niemand vergessen, dass es das Kreuz gibt! Es wäre fast schon frevelhaft.

Im Ursprung ist dieses Fest Kaiser Konstantins Mutter zu verdanken.  Helena (Flavia Julia Helena, vermutlich um 248 / 250 geboren und vermutlich am 18. August 330 gestorben. Aber bitte: Alles vermutlich!) war eine mit Legenden umrankte Frau ohne gesicherte Herkunft. Wie ihr Verhältnis zu Konstantins Vater wirklich war, ist ja auch bei den strengen Kirchenlehrern höchst umstritten. Es ist sogar von Konkubinat die Sprache. Aber diese Makel haben die späteren Ereignisse natürlich sofort entschärft und fast schon weggewischt. 

 

Jedenfalls hat sie Konstantin (Flavius Valerius Constantinus, gest. 22. Mai 337 ) zur Welt gebracht. Das ist jetzt einmal ein Fakt. Wann? Da sind wir wieder in der historischen Grauzone, aber es muss ein 27. Februar zwischen 270 und 288 nach Chr. gewesen sein.

 

Konstantin war nach 306 n. Chr. gemeinsam mit drei anderen Kaisern in der sogenannten Tetrarchie (Vier-Kaiser-System) für das römische Reich verantwortlich. Das war wirklich nur eine kurze Episode in der römischen Kaiserzeit. Kaiser Diokletian hatte dieses System 293 erfunden, damit das gewaltige große Reich ein bisserl besser in Ordnung gebracht werden konnte. So, nun war also Konstantin - später auch "Der Große" oder auch Konstantin, I genannt - bis 312 soweit, dass er sich den ganzen westlichen Teil des römischen Reiches einverleibte. Für uns Kunsthistoriker ist der 28. Oktober 312 ganz bedeutend, denn in der Schlacht an der Milvischen Brücke besiegte er den Mitkaiser Maxentius. Die Milvische Brücke (Pons Milvius) war eine der vielen über den Tiber bei Rom und nachdem Konstantin gesiegt hatte, ertrank Maxentius im Fluss. Bedeutend ist die Geschichte daher, dass zu diesem Zeitpunkt auf wundersame Weise viele verschiedene Versionen um das Kreuz sich ranken. Zum einen hätte Konstantin in der Nacht vor der Schlacht das Kreuzzeichen visionär gesehen, zum anderen kann gelesen werden, dass auf dem Weg zur Schlacht, das Kreuz vor der Sonne erschienen ist. Also, viele Versionen und die Wahrheit ist im Dunklen. Aber, ab dieser Schlacht und dann 313 verbrieft, hat Konstantin als Kaiser des Westens gemeinsam mit Licinius, Kaiser des Ostens, das sogenannte Mailänder Edikt oder auch Mailänder Vereinbarung oder auch Toleranzedikt von Mailand erlassen und damit die Religionsfreiheit im römischen Reich beschlossen.

Helena sucht das Kreuz und findet viel

Konstantin wird um 324 nach Chr. schließlich Alleinherrscher des römischen Reiches,  machte Byzantion (Byzanz) zu seiner neuen Hauptstadt und benannte sie in Konstantinopel um. (Heute heißt sie Istanbul). Kurze Zeit danach reiste Konstantins Mutter Helena nach Palästina, um das Kreuz Christi zu suchen. Nach einigen Grabungen, die sie veranlasste, fand sie tatsächlich das wirkliche Kreuz Christi. Zunächst fand sie drei nebeneinander liegende, die auch 300 Jahre nach Jesus Tod noch nicht verrottet waren, an einer Stele in einem Venustempel. Kaiser Hadrian hatte diesen Tempel angeblich über Golgotha und dem Grab Christi erbauen lassen, um die wachsende Gemeinde der Judenchristen wegen einer Verehrung in Schach zu halten. Aber trotzdem: Alles erhalten! So und im Mittelalter schilderte man, dass damals eines der drei Kreuze einen Toten zum Leben erweckt habe, nachdem er das Kreuz berührte (Kreuzesprobe). Somit war bewiesen: Das kann nur von Jesus stammen.

Nachdem es dann klar war, welches das WAHRE Kreuz ist, ließ  Helena es in drei Teile brechen: Eines blieb in Jerusalem, eines kam zu ihrem Sohn Konstantin nach Konstantinopel und eines schickte sie nach Rom. Natürlich war es im Laufe der Geschichte  so - besonders nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzfahrer 1099 und der Fall Konstantinopels 1204 - dass eine Zersplitterung der ursprünglich drei Teile in viele tausend kleine Holzerl geschah, denn jeder wollte ein Stückerl davon haben..

 

Natürich hat Helena die Errichtung der Grabeskirche in Jerusalem, die Geburtskirche in Betlehem und dann auch noch jene  auf dem Ölberg, veranlasst. So nebenbei hat sie auch noch die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die gar keine Könige waren, gefunden. Aber diese Geschichte habe ich ja schon ausführlich im Beitrag über die Rauhnächte erzählt..... Außerdem war Helena so eine gute Schatzjägerin, sodass sie auch noch die Kreuznägel Christi gefunden hat....Unglaublich, Indiana Jones ist da ein Lercherlschas.

So und nach dem ganzen Geschwafel nun zum eigentlichen Sinn dieses Beitrages: Am 14. September wurde den Gläubigen das "Wahre Kreuz" präsentiert. So als Glaubensbeweis. Natürlich war bereits im 4. Jahrhundert das ein Highlight für die Marketingabteilung der katholischen Kirche. Nachdem viele Kirchen - nach den Kreuzzügen und dem Fall Konstantinopels - dann auch noch ein Kreuzsplitterl ihr Eigen nennen durften, konnten auch sie es am 14. September ganz groß präsentieren. Welch Glück!

Conclusio: Wichtiger Tag im christlichen Glauben, um ja nicht zu vergessen, dass es das Kreuz gibt.

Und um aus einem meiner Lieblingsbücher zu zitieren:

 

Dieses war der dritte Streich,

doch der vierte folgt zugleich.

 

(Wilhelm Busch, Max & Moritz)

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