Es ist schier unglaublich welche interessanten Gschichtln sich hinter den Lostagen und den Heiligenviten da immer noch auftun! Na da entfleucht mir doch ein aufrichtiges Halleluja! Die Walpurgisnacht ist wiederum so eine Nacht, wo man eigentlich gar nimma die Hl. Walburga im Kopf hat, sondern eigentlich nur mehr an die Hexen denkt....
LANGWEILIG!!!!
Maues Wolkenfoto, aber dafür ist das Gschichtl aufregend (oder auch nicht...;))
Walpurgisnacht, 30. April / 1. Mai
Regen auf Walpurgisnacht, hat immer ein gutes Jahr gebracht.
Die Walpurgisnacht schreibt man sogar mit einem harten p und nicht wie den Namen Walburga mit einem weichen b. Das rührt daher, dass die Schreibweise von Walburga auch mit Walpurgis oder Walpurga angegeben war. Orthographisch war man damals ned so genau. Aber bevor auf die besonderen Umstände dieser Nacht eingegangen wird, noch gschwind ein bisserl was über die Heilige, damit man sagen kann, ah ehhh und ah so.
Na was die Walburga alles vollbrachte.... schier unglaublich
Der Gedenktag der Heiligen Walburga ist laut der röm.-kath. Tradition der 25. Februar. da sie an diesem Tag starb. Dagegen feiert man sie in England am 1. Mai. In Deutschland hat sie eine besondere Bedeutung und deshalb werden auch regional die Festtage, wie die Übertragung ihrer Gebeine, an anderen bestimmten Tagen gefeiert. Jedenfalls wird ihre Heiligsprechung auch immer mit dem 1. Mai in Verbindung gebracht. Aber wiederum ist man sich da nicht ganz sicher. Im Mittelalter feierte man aber den Tag ihrer Heiligsprechung als ihren Gedenktag und deshalb war der 1. Mai zu diesem Zeitpunkt mal mit ihrem Namen fixiert.
Eigentlich war sie Engländerin und wurde so um etwa 710 in Devonshire geboren. Gestorben ist sie schließlich am 25. Februar 779 als Äbtissin in Heidensheim in Bayern.
Walburga war angeblich die Tochter von König Richard von England und der Wunna. Beim Namen Richard erklingt normalerweise sofort das "Löwenherz" als Zusatz im Kopf, aber dieser war erst ein paar Jahrhunderte später dran und lebte zwischen 1157 - 1199. Also, Walburgas Vater war möglicherweise Richard I. Aber das ist auch wieder in den Bereich der Legendenbildung zuzurechnen. Ob es stimmt, kann man wieder einmal nicht sagen.
Die gute Walburga wurde, da ihr Vater starb als sie 10 Jahre alt war, in das Kloster Wimborne verfrachtet. Ihr Onkel Bonifatus dürfte sie so um 735 gemeinsam mit anderen Nonnen zum Missionieren nach Deutschland geschickt haben. Sie war nicht nur eine normale Nonne in Deutschland, sondern hat auch Wundersames vollbracht: Mit gleich 3 !!! Ähren hat sie ein Kind vor dem Hungertod gerettet. Auf dem Weg zu einer Kranken wurde sie von Hunden angefallen. Knechte eilten ihr zu Hilfe, sie aber rief ihnen zu, dass sie unter dem Schutz Christi stehe und die Hunde ließen sofort von ihr ab. Na prack! So viel Gutes was sie da geleistet hat. Jedenfalls kam sie später in das Kloster Heidensheim in Bayern. Sie wurde dort Äbtissin, half das Benediktinerkloster für Frauen zu installieren und war sehr sehr fleißig im Aufbau dieses Missionsstützpunktes in Deutschland.
Als Äbtissin vollbrachte sie natürlich auch noch schier Unglaubliches! Weil sich der Türhüter des Klosters einmal auf ihrem Heimweg aus einer der Kapellen weigerte, ihr das Licht in der Finsternis zu leuchten, erstrahlte plötzlich im gesamten Schlaflager der Nonnen ein wunderbares Licht, das bis zum Morgen noch zu sehen war. Na das ist aber wirklich eine Heiligensprechung wert! Außerdem hat sie dann noch eine im Sterben liegende Tochter eines reichen Mannes mit ihren Gebeten wieder gesund gemacht. Außerdem hat der Teufel einen Sturm auf einem See entfacht, den ein Gebet von Walburga aber schleunigst wieder zu einem Winderl werden ließ. Eine weitere Legende spricht davon, dass während der Überfahrt von England nach Antwerpen sie ausschließlich kniend an Deck gesessen ist und immerzu gebetet hat. Aufgrund ihrer Gebete war die Überfahrt ganz friedlich. Zufall??? Aber die Erzählungen sind nicht nur mit ihrem Leben verknüpft. NEIN, Nach ihrem Tod hat sie auch einiges zu Wege gebracht! Ihre Gebeine wurden in den Eichstätter Dom überführt, nachdem sie angeblich am 1. Mai 870 heilig gesprochen worden war. Jedenfalls war sie eine recht beliebte Heilige, um der sich bald ein Kult formierte. Seit 1042 ist belegt, dass aus ihrem Reliquienschrein "Öl" tropft. Das sogenannte Walpurgisöl ist natürlich allumfassend ein Heilmittel und wird auch gerne dementsprechend weiter gereicht. Der Kriminalbiologe Mark Benecke hat das Öl untersucht und es war die Erkenntnis: Es ist örtliches Leitungswasser. Nix Öl. Nix Besonderes. Hmmm, da wurde von ihm aber schon wieder etwas ganz klar entzaubert.
Wir nähern uns dem interessanten Teil
Als Hexe oder Hexer bezeichnete man einen Menschen, der Schadzauber ausführen konnte. So gibt es schon in der griechischen Mythologie auch Frauen wie Kirke oder Medea, die des Zauberns kundig
waren oder die Geschichte der Lamia, die Kinder zerstückelte und aß, weil die eifersüchtige Hera ihr Kind getötet hatte. In jeder Region der Welt und ihrem Glauben weiß man um
zauberkundige Menschen oder jene, die Böses gegen andere vollbrachten oder vollbringen. Es gab ja auch die römisch-mythologische Vorstellung der Strigae (Striga, lateinisch von stridere =
zischen), die nächtliche, schiarche Vögel waren und von denen auch Ovid in seinen Erzählungen berichtete. Bei anderen Autoren wiederum waren diese Strigae vampirähnlich, die mit Knoblauch oder
Weißdorn abgewendet werden konnten oder sie hatten Brustwarzen und säugten Kleinkinder. Homer hat schon in seiner griechischen Erzählung von Odysseus über Geräusche von flatternden Seelen, die
dieser in der Unterwelt hört, erzählt. Es gab ja auch die griechische Vorstellung von Harpyien, deren Vogelkörper ein Frauenkopf zierte. Conclusio: Es gab immer schon die Vorstellung von
Mischwesen, von verzauberten Menschen, die in Tiergestalten ihr Leben fristeten, von guten und bösen Hexen und Hexern.
Seit dem späten Mittelalter wurden Hexen immer stärker der Pakt oder die sogenannte Buhlschaft (sexuelle Beziehung) mit dem Teufel oder zumindest einem Dämonen nachgesagt. Das althochdeutsche
Wort für Hexe war hagazussa oder hagzissa. Das Wort hag bedeutet Zaun oder die einzelne Latte und daher entwickelte sich auch der Name für einen auf dieser Holzlatte reitenden Menschen:
Hagazussa. Irgendwann und irgendwie hat sich dann das Wort Hexe herausgebildet. In der Literatur ist man sich da aber auch nicht so sicher, woher jetzt eigentlich der Wortstamm kommt. Wie sehr
Hagazussa da von Latein, dem englischen Dialekt..... abgeleitet und umgemodelt wurde und ob es nicht auf eine Frau Häc zurück geht....
Es gibt bereits vor 1000 n. Chr. die kirchliche Vorschrift und weitergereichte Abschrift Canon episcopi, die sich gegen Aberglauben und Zauberei wandte und ausdrücklich die nächtlichen Flüge von Frauen im Gefolge der römischen Göttin Diana als Wahnvorstellung und Einbildung beschrieb. Die Kleriker sollten in ihren Gemeinden Menschen, die das glauben, als Häretiker verstoßen, denn es wäre frevelhaft gegenüber Gott. Damit ist festgehalten, dass es solche Vorstellungen in der Bevölkerung gab, wenn schon die Kirche etwas in Umlauf bringt, das sich damit auseinander setzt.
Bereits 1402 ist in der Schweiz, in Schaffhausen, in einem Rechnungsbuch ein "hegsen brand" schriftlich überliefert und meint damit eine Hexenverbrennung. Es gab nach 1400 bereits einige Schriften von sogenannten "Hexentheoretikern", die sich mit dem Kampf gegen die Hexerei theologisch und praktisch auseinandersetzten.
Der Hexenhammer, Malleus maleficarum, vom Dominikanermönch Heinrich Kramer, der um 1468 in Speyer gedruckt wurde, legitimierte schließlich seine Hexenverfolgung. Kramer war nämlich kurz davor in Innsbruck bei einem Prozess gescheitert. So benötigte er ein dokumentiertes Buch, um seine Überzeugung und Position zu stärken. Er listete darin alle ihm bekannten Vorurteile auf und begründete weshalb sie deshalb verfolgt und bestraft und ermordet werden müssen. Papst Innozenz VIII (1432 in Genua - 1492 in Rom) unterzeichnete eine von Kramer geschriebene Bulle 1484 mit Summis desiderantes affectibus lateinisch: „In unserem sehnlichsten Wunsche". Somit war es eine apostolische Bulle und damit für alle verpflichtend. Kramer fügte diesen Schrieb als erste Seiten seines Machwerks hinzu. Es ist ja schon wieder eine grenzenlose Ironie, dass der Papst Innozenz hieß. Denn dieser Vorname kommt vom lateinischen Wort innocentius und es bedeutet: Der Unschuldige.
Jene Kleriker und Menschen, die die Hexenverfolgung ablehnten, wurden zu Häretikern erklärt und damit selbst der Verfolgung preisgegeben. Es gab aber auch Gegenschriften, die deshalb meist unter einem Pseudonym veröffentlicht wurden. Vor allem die Maßnahmen der Folter und die juristischen Methoden wurden sehr stark verurteilt, kritisiert und bezweifelt. So verwies auch Christian Thomasius 1701 auf den fehlenden Beweis der Existenz der Hexen und dem Irrglauben der Hexerei hin. Noch eine Anmerkung, da es sich schon wieder hervorragend ironisch trifft: Thomas war jener Apostel, der an allem zweifelte....
Besonders schlimm wurde der Hexenflug oder der Hexenritt angesehen, wobei Hexen auf Besen, Tieren, Stühlen oder irgendetwas anderem durch die Luft fliegen konnten. Am Hexensabbat oder Teufelstanz schließlich versammeln sich alle nächtens geheim an einem bestimmten Platz und der Teufel war ja auch dann dabei. Natürlich vermengten da die Christen mit dem Begriff "Sabbat" ihre gegen Juden gerichteten Hass. Die jüdischen Bürger wurden immer wieder bezichtigt Dämonen anzubeten, die Brunnen zu vergiften, Schadenzauber auszuführen und waren Zielobjekte für Verfolgung, Pogrome und Grausamkeiten. Aber auch andere christliche Glaubensgemeinschaften oder Abspaltungen wurden schnell mit Hexerei und Ketzertum in Verbindung gebracht und konnten mit haarsträubenden Argumenten durch die Inquisition zu Tode kommen. Es war also niemand vor Anschuldigungen sicher.
Die häufigsten Hauptanklagemotive waren bald: Hexenflug, Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft (Sex mit dem Teufel) und Schadenzauber, Für Gesamteuropa
schätzt man etwa 3 Mio Prozesse und 50.000 - 100.000 Verbrennungen, die mit einem zeitlichen Höhepunkt zwischen 1550 und 1650, geschehen sind. Im Vergleich zu anderen Ländern sind In
Österreich "relativ" wenige Verfolgungen überliefert. Aber da muss man ja auch wieder gschafftln: Österreich war immer ein wenig zerfleddert, einmal größer, dann wieder
kleiner....Salzburg war soundso Erzbistum und vom restlichen Gebiet autonom. Also, würde ich das jetzt nicht so genau nehmen mit einer Beweihräucherung von Österreich, weil sie nicht so
katastrophale Zahlen aufweisen. Es ist alles relativ. Überraschenderweise war. in Wien diesbezüglich wirklich Ruhe. Der einzige und letzte Hexenprozess,
aber dafür mit einem unglaublichen Skandal und Involvierungen der Obrigkeiten: Der Fall Elisabeth Plainacher im Jahre 1583, Der einzige aber auch
nur deshalb, da vor zwei weiteren Gerichtsverhandlungen so rund um 1600, eine der Beschuldigten Selbstmord begangen hatte und die andere bereits während der Folter verstarb., in Gesamtösterreich
soll der letzte Prozess 1720 stattgefunden haben.
und dann kam Goethe....
Also die Vorstellung vom Hexenflug und die anderen Hexereien waren bekannt, aber das Wissen flachte doch ab. Aber dann kam Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) mit seinem "Faust": Der Pakt von Faust mit Mephistopheles .... und da kommt auch die Walpurgisnacht vor. Goethe gibt in diesem Kapitel da auch schön das "Harzgebirge, Gegend von Schierke und Elend" als Ort der Handlung an. Der Dichter hat es nicht erfunden, aber auf kursierende Erzählungen reagiert, dass sich die Hexen am Blocksberg nächtens treffen. Jedoch ist sich die aktuelle Forschung in diesem Punkt auch nicht einig, ob jetzt Goethe auf Johann Praetorius's Sachbuch mit Hexengeschichten (1668) reagierte oder auch auf andere. Jedenfalls berichtet Praetorius von einem Treffen am Vorabend des 1. Mais auf dem Blocksberg im Harzgebirge. Soweit ein Fakt.
Goethe war ja damals schon fast ein literarischer Rockstar und ist ein Dauerbrenner bis dato. Aufgrund seiner Bezeichnung Walpurgisnacht war es endgültig populär, fixiert und genau beschrieben. Es wurde dann voilè von anderen im Zusammenhang mit dem Blocksberg übernommen. Unter anderem: "Die kleine Hexe" von Ottfried Preußler oder "Bibi Blocksberg" von Elfie Donnelly
Somit ist es ja dann schon Tradition geworden die Walpurgisnacht zu "feiern" und das obwohl fast kein Mensch an die hl. Walburga dabei denkt......Dabei hat sie ja ein Kind mit drei Ähren vor dem Hungertod gerettet! Na die unglaubliche Leistung ist da jetzt leider in den Hintergrund geraten......
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